Mehr digitale Bildung an Schulen ermöglichen

Schüler müssen die Chance bekommen zu lernen, sich verantwortungsvoll und co-kreativ im digitalen Raum zu bewegen und souverän mit Medien und Daten umzugehen. Ohne die dafür notwendige technische Infrastruktur an Schulen ist das nicht möglich. Deshalb vermittelt die gemeinnützige Initiative Das macht Schule PC-Spenden von Unternehmen an Schulen und wirkt damit einem fatalen Trend entgegen: der digitalen Spaltung der Gesellschaft. Zu diesem Zweck wurde die intelligente Drehscheibe PC-Spende ins Leben gerufen. Hier ein Interview mit Bernd Gebert, Gründer und Leiter der Initiative:

Herr Gebert, welche Erfahrungen haben Sie gemacht und weshalb ist Ihre Plattform notwendig?

Gebert: Unser Angebot hat sich bewährt, greift sofort, fördert Eigeninitiative, hinterlässt nachhaltige Strukturen an der Schule und fördert wichtige Kompetenzen für das 21. Jahrhundert auf ganz pragmatisch Art und Weise. Einfach, indem zunächst einmal Hardware zur Verfügung gestellt wird, die sonst fehlt. Schulbildung ist der Schlüssel für eine digitale Allgemeinbildung. Die neue digitale Arbeit wird anspruchsvoller und komplexer. Bis 2020 sucht Europa 3,5 Millionen IT Experten. Allein in der IKT-Branche gibt es derzeit 40.000 offene Stellen. In Zukunft ist mehr IT- und Medienkompetenz ein zentrales Thema in allen Branchen. 97 Prozent aller Unternehmen sehen Bedarf an digitaler Weiterbildung. D.h., wer Kompetenzen mitbringt, ist im Vorteil. 73 Prozent aller Lehrer befürworten eine Strategie „Digitales Lernen“. Wir wissen nicht was auf uns zukommt, aber es ist gut, gerüstet zu sein. Denn über 60 Prozent der künftigen Berufe, die unsere Kinder in ihrer Arbeitswelt erleben werden, gibt es heute noch gar nicht.

Wie beurteilen Sie den Stand der IT- und Medienbildung an deutschen Schulen?

Gebert: Der ist oft mau. Vielen Schulen fehlt einfach die IT-Ausstattung gänzlich oder sie ist mangelhaft oder defekt. 2 von 3 deutschen Schulen haben kein PC im Klassenzimmer, jede fünfte nicht einmal einen Computerraum. Dabei erwarten 98 Prozent der Schüler, dass ihnen die Schule die Computerkenntnisse vermittelt, die sie später brauchen. 90 Prozent der Eltern sehen das genauso. Firmen erwarten, dass Schulabgänger mit dem PC umgehen können. Die Realität: Für 61 Prozent der Schüler ist die Nutzung elektronischer Medien im Unterricht immer noch die Ausnahme. Insbesondere für sozial Benachteiligte bedeutet das dramatisch schlechtere Chancen für den Berufseinstieg. Das erklärt auch, warum Lehrer schon mal ein paar 100 km fahren, wenn sie umsonst PCs für ihre Schule bekommen können.

Wie profitieren Unternehmen durch Ihre Arbeit?

Gebert: Unternehmen brauchen Menschen mit den sogenannten 21st century skills, wie es Hannes Schwaderer von INTEL formulierte. Schulabgänger müssen teamfähig, kreativ, innovativ und in der Lage sein Probleme zu lösen. Diese Kompetenzen werden durch die Arbeit von Das macht Schule gefördert. Und selbstverständlich soll der Nachwuchs die notwendigen IT- und Medienkompetenzen mitbringen. Schließlich sind digitale Kompetenzen heute so wichtig wie Lesen und Schreiben. Jugend ist Zukunft. Sie muss die Chance haben, diese Schlüsselkompetenzen zu erwerben. Alles, was davon aus der Schule mitgebracht wird, muss später nicht durch Weiterbildungen aufgefangen werden.

Wie kann ein Unternehmen, das seine PCs geleast hat, soziale und ökologische Verantwortung übernehmen?

Gebert: Das kann natürlich genauso spenden. Dazu sollte es seinen Leasinggeber fragen, ob es bei Übernahme der Geräte etwas zahlen muss – oder eine Rückvergütung für die ersparte Entsorgung bekommt. Ausgediente Hardware ist zum globalen Umweltproblem geworden. Egal, ob man selbst entsorgt oder das dem Leasingunternehmen überlässt. Unternehmerische Verantwortung hört nicht auf, bloß weil man geleast hat. Würde man die Lebensdauer jedes Computers verdoppeln, ließen sich die Umweltbelastungen halbieren.

Das Bewusstsein hinsichtlich der nachgelagerten Verwertungskette steigt. Verantwortungsbewusste Unternehmen legen Wert darauf, dass ihre ausgemusterte Hardware innerhalb des Landes an Privatpersonen, Schulen und gemeinnützige Vereine weitergegeben wird. Also nicht in Länder exportiert wird, wo sie möglicherweise unsachgemäß recycelt wird. Den Wert von Gebrauchtgeräten verstehen Unternehmen inzwischen mehr und mehr sowohl aus ökologischer, als auch aus sozialer Sicht.

Unternehmen können das Siegel „Ausgezeichneter PC-Spender“ erhalten. Wie profitieren Unternehmen davon?

Gebert: Vorbildliches Engagement soll sichtbar werden – also Schule machen können, damit es sich weiter verbreitet. Zum Beispiel bei Geschäftspartnern, Kunden und auch Mitarbeitern. Schließlich vermittelt das auch Werte, für die das Unternehmen steht. Deshalb zeichnen wir Hardware-Spender mit einem Siegel „ausgezeichneter PC-Spender“ aus, wenn Sie uns zusätzlich als Fördermitglied unterstützen (300 Euro jährlich, Großunternehmen 2500 Euro, Anm. d. Red.). Mehr dazu hier: ((Link zur PC-Siegel-Seite auf pc-spende.de))

Wir sorgen dafür, dass Unternehmen eine Spendenquittung der Schule erhalten. Die dient gleichzeitig als Entsorgungsbeleg. Und weil uns Transparenz wichtig ist, bekommt jedes Spender-Unternehmen die Links zu den Projektstorys der Schulen, die von der Spende profitiert haben. Sozusagen als Nachweis, dass alles dort ankommt, wo es gebraucht wird. Zusätzlich stellen wir bei Bedarf Fotos und Texte für die Unternehmenskommunikation bzw. CSR bereit. Da wir sämtliche Koordination übernehmen, entfällt der Zeitaufwand dafür im Unternehmen.

Und wie funktioniert das Spenden von Hardware ganz konkret?

Gebert: Ganz einfach: Unternehmen tragen auf pc-spende.de ein, was sie an gebrauchten PCs, Monitoren und Druckern spenden wollen und nennen ein Zeitfenster für die Abholung. Schulen können sich dann auf unserer Internet-Plattform das-macht-schule.net das Angebot ansehen und aussuchen, was sie brauchen. Dabei profitieren sie durch die meist große Anzahl baugleicher Geräte. Das vereinfacht Installation und Netzwerkeinbindung. Wir koordinieren dann verlässlich und professionell die Abholung durch die Schule.

Was macht Ihre Initiative außer IT zu vermitteln und wer finanziert das?

Gebert: Wir helfen Lehrern Praxisprojekte umzusetzen und damit Schüler stark für die Zukunft zu machen. In den Projekten übernehmen Schüler Verantwortung, erleben Teilhabe, verbessern ihre Sozial- und Handlungskompetenzen und trainieren Kreativität, Kommunikation, Zusammenarbeit und kritisches Denken. Kompetenzen, die Schüler für das Leben im 21. Jahrhundert brauchen und die sie auf die neue Arbeitswelt vorbereiten.

Damit jede Schule etwas davon hat, ist alles, was wir anbieten, kostenlos. Trotzdem haben auch wir Kosten – für Mitarbeiter, Büro, Website, Schulbetreuung, Koordination. Wir finanzieren unsere Arbeit durch Förderer und Stiftungen. Aber das deckt nicht alle Ausgaben. Deshalb sind wir auf Spenden angewiesen. Jeder Euro hilft, damit wir unsere wirkungsvolle Arbeit fortsetzen können. Mit 1 Euro Geldspende hebeln wir bis über 20 Euro Gegenwert an Hardware. Mehr Infos auf unserer Betterplace-Spendenseite: www.betterplace.org/p24295.

Über den Autor

Bernd Gebert des Physik-Ingenieur und hat 20 Jahre als Unternehmer im Bereich Kommunikation gearbeitet. Jetzt initiiert er eine Bewegung von Lehrern, die Praxisprojekte mit Schülern umsetzen, Erfahrungslernen und Teilhabe ermöglichen, Werte und Skills vermitteln: Niedrigschwellig, webbasiert, skalierbar – in allen Schulformen und Jahrgängen. Die Teilhabe hat Hebelwirkung für das Leben der Schüler. Werte festigen sich, Talente kristallisieren sich, Weichen werden gestellt. Dafür hat er bereits 2006 seinen Job an den Nagel gehängt und ist nochmal durchgestartet – ausgezeichnet von Ashoka, der weltweit größten Organisation führender Social Entrepreneurs.